Daniela Kunkemöller und Helga Börnhorst-Löchte begleiten Sterbende
Oftmals helfen Kleinigkeiten
von Anne Reinker, 04.01.2021

 

Daniela Kunkemöller (r.) und Helga Börnhorst-Löchte engagieren sich im Hospizkreis Ostbevern. Foto: Anne Reinker

Ostbevern – Das Ehrenamt hat viele Gesichter. Dazu gehören auch Daniela Kunkemöller und Helga Börnhorst-Löchte. Die beiden Frauen aus der Bevergemeinde engagieren sich seit langer Zeit im Hospizkreis Ostbevern und begleiten Schwerkranke und sterbende Menschen.

Für viele Menschen sind das Sterben und der Tod Tabuthemen. Nicht so für die Mitglieder des örtlichen Hospizkreises, die sich damit jedoch nicht nur aus persönlichen Gründen beschäftigen, sondern vor allem Menschen in der letzten Phase des Lebens helfen möchten. Und zwar in erster Linie durch die aktive Unterstützung für Sterbende und deren Angehörigen. Daniela Kunkemöller und Helga Börnhorst-Löchte können vom Hospizkreis und ihrem ehrenamtlichen Engagement erzählen.
Die Begleitung eines Schwerstkranken und sterbenden Menschen kann viele Facetten haben. Gespräche über den Tod und das Sterben, die zeitweise Entlastung der Angehörigen, oder auch mal ein gemeinsames Spiel wie auch eine leichte Gesichtsmassage können dazugehören. Auch die reine Anwesenheit kann hilfreich sein. „Oft sind es Kleinigkeiten, die helfen”, erzählt Daniela Kunkemöller. „Man kann auch im Kleinen etwas tun.” Und manchmal sei es für die Angehörigen einfach wichtig, einen Ansprechpartner in dieser schwierigen Zeit zu haben. „Denn es ist viel, was in dieser Zeit auf sie einfließt”, fügt Helga Börnhorst-Löchte hinzu.
Eins gilt bei allen Einsätzen: „Die zu begleitenden Personen und ihre Angehörigen geben vor, wie sie die Unterstützung wünschen”, erklärt Daniela Kunkemöller. Man müsse sich als Begleiter zudem bei jedem Besuch individuell auf die jeweilige Situation einstellen.
Sie und Helga Börnhorst-Löchte sind fast seit Vereinsgründung 2001 dabei und mussten für ihre Tätigkeit als Sterbebegleiterin mit einer Ausbildung beginnen. „Sie ist Voraussetzung für die Begleitung”, berichtet Daniela Kunkemöller, die auch als Vorsitzende für den Hospizkreis aktiv war. Manche absolvieren den Kurs auch nur mit dem Gedanken, sich mit den Themen Tod und Trauer aus persönlichen Gründen beschäftigen zu wollen.
Den Impuls dazu bekam Börnhorst-Löchte durch einige Trauerfälle im beruflichen Umfeld, sie arbeitete in einer Einrichtung für das ambulant betreute Wohnen. Klar war ihr jedoch von Anfang an, auch in der Sterbebegleitung tätig zu werden. Seit dem hat sie 20 Begleitungen durchgeführt.
Manche der Einsätze können nur einige Stunden dauern, einige gehen über mehrere Monate hinweg. Ganz abhängig von der jeweiligen Situation. „Die Begleitungen geben den Menschen Sicherheit”, erläutert Helga Börnhorst-Löchte. „Denn oft haben die Betroffenen die Angst, die Selbstbestimmung zu verlieren.” Ängste, Hoffnungen und Zweifel können sie bei den Begleitern ansprechen. Zudem bekommen sie die Möglichkeit, durch die Entlastung wieder Kraft schöpfen zu können.
Manchmal können Begleitungen, die übrigens nicht nur bei dem Schwerstkranken zu Hause, sondern auch in einer Pflegeeinrichtung stattfinden, für den Begleiter selbst psychisch belastend werden. Dann finden die Helfer Unterstützung bei den Koordinatorinnen der Vereinigung sowie bei Treffen in den Begleiterrunden.
Es gibt Begleitungen, bei denen die Person die Anwesenheit der Besucher nicht mehr wahrnimmt. Doch eine Gesichtsmassage oder das Befeuchten der Lippen können dann schon helfen. Auch für einen kurzen Besuch, ein Telefongespräch oder Tipps und Ratschläge sind die zu begleitenden Personen und Angehörigen dankbar. Man bemerke ganz oft, dass die Zuwendung helfe, sagt Daniela Kunkemöller. Dafür ein Lächeln zu bekommen, sei eine große Freude und Anerkennung. Manche Verbindungen zu den Angehörigen, zu denen in der schwierigen Zeit enge Kontakte und eine herzliche Verbindung entstehen, bleiben über die Begleitung hinweg, so Helga Börnhorst-Löchte.
„Man bekommt ganz viele Dankesworte”, erzählen beide Frauen. „Und das Helfen tut einem selber gut”, erklärt Daniela Kunkemöller, die sich auch in anderen Bereichen engagiert. „Man bekommt ganz viel auf der zwischenmenschlichen Ebene zurück”, erläutert sie einen der Gründe, warum sie sich in der Hospizarbeit engagiert. „Das bekommt man nur, wenn man sich für die Gesellschaft einsetzt.” Auch innerhalb des Vorstands erlebe sie das. „Es ist die Freude am gemeinschaftlichen Tun. Die Gemeinschaft empfindet man als sehr gewinnbringend auch für sich selbst.”

Hospizkreis Ostbevern
Der Hospizkreis wurde vor knapp zehn Jahren gegründet und hat an die hundert Mitglieder. Über 20 von ihnen sind in der Begleitung Schwerkranker und Sterbender tätig. Sie bieten Unterstützung an, durch persönliche Besuche und Gespräche, punktuelle Entlastung der Angehörigen wie auch Sitz- und Nachtwachen in den letzten Lebenstagen. Vorab haben die Begleiter eine Ausbildung zu absolvieren. Aktive gibt es auch in der Durchführung des Trauercafes, einem Treffpunkt für trauernde Angehörige, in dem speziell ausgebildete Trauerbegleiterinnen sowohl in Gruppen – wie Einzelgesprächen – Beistand in der schweren Zeit geben. Zudem berät der Hospizkreis unter anderem zur Organisation der pflegerischen und palliativen Versorgung im häuslichen Umfeld, zur stationären hospizlichen Unterbringung, zur Patientenverfügung und zu Regelungen im Umgang mit Verstorbenen. Nicht nur in Ostbevern, auch in Glandorf ist der Hospizkreis aktiv.